Ausblick 2020

09.01.2020

die erste Arbeitswoche eines brandneuen Jahres ist fast vorbei. In dieser Woche habe ich mich auf die Vorbereitungen in mein nächstes grosses Abenteuer gestürzt. Nun sitze ich im gemütlichen Ohrsessel und gucke auf eine Hand voll halb gepackter Umzugskarton. Umzug? Na ja, nicht ganz.


Die Weichen sind gestellt

Im letzten Jahr wurde immer klarer, was mir in meinem (Arbeits-)Leben gefällt und wohl tut. Entsprechend habe ich für's 2020 geplant
Draussen sein, die Kombination von Laufen, Arbeiten und Neues entdecken hat sich auf dem Trans Swiss Trail sehr bewährt. Ein grosser Vorteil dieser Route war, dass mein Weg im Voraus definiert war. Ich musste kaum Zeit in die Planung investieren. Da wo ich zuletzt angekommen war, setzte ich nächstes Mal meinen Weg fort.

Die nervige Frage: "Wohin laufe ich heute?" stellte sich, nachdem ich im Oktober in Airolo angekommen war, ständig. Mehrmals fiel mir auf die Schnelle nichts ein und am Ende des Tages war ich gar nicht draussen. 

Meinem Körper passte das nicht, ich wurde zappelig und ungeduldig, hatte das Gefühl weniger freie Zeit zu haben, weniger gut zu schlafen und unproduktiver zu sein.
Das sollte sich wieder ändern. Doch welche Route soll es sein? 

Kriterium 1:eine lange Route

Im November und Dezember lief ich der ViaGottardo entlang, von Basel nach Luzern. All zu rasch war auch diese Route zu Ende. Eine lange Route wünschte ich mir. Mindestens so lang wie der Trans Swiss Trail. 

Kriterium 2: Natur und Ruhe

Die Route Basel - Luzern bot schöne Entdeckungen, aber der andauernden Strassenlärm war schwer zu ertragen.

  • Wie viele Autos in der Schweiz herumfahren
  • wie verschandelt bestimmte Teile der Schweiz durch die grossen Knotenpunkte sind und
  • was für ein Lärm das verursacht, habe ich nie zuvor so zu spüren bekommen wie zwischen Olten und Nebikon.

Selbst auf dem Santeberg nahm das Gebrumme, Gequitsche und Rauschen kein Ende. Nicht besser war's am Sempachersee und so brach ich die Tour in Rothenburg entnervt ab und entschied: auf der nächsten Route will ich wieder die Ruhe der Fussgänger geniessen können.

Kriterium 3: Wärmi für en Gfrörli

Im Winter zu wandern konnte ich mir bisher nicht vorstellen, ausser im Skigebieten bei strahlendem Sonnenschein. Doch nachdem ich "Wandern im Winter" gegoogelt hatte, wagte ich mich in Regen, Nebel und Kälte und war erstaunt, dass es mir gut gefiel.
"Aber schöner wäre es, der kalten Jahreszeit auszuweichen", fand ich. Dank Google stiess ich auf einige Wanderungen in Portugal und stellte fest: meine Arbeit kann ich von Ende Februar bis Ende April auch mitten in der Mandelblüte von Portugal erledigen.

Kriterium 4: Zelten ausprobieren

Mehrmals hätte ich auf dem Trans Swiss Trail gerne auf die Anfahrts- und Rückreise verzichtet und statt dessen einfach ein Zelt aufgestellt, um zu bleiben wo ich gerade war. "Das will ich im 2020 unbedingt ausprobieren", sagte ich mir. So ein Abenteuer starte ich aber lieber in der vertrauten Schweiz.

Eine Traum wird konkret

Als immer klarer wurde, was ich willl, stiess ich in der zweisprachigen Bibliothek in Biel "zufällig " auf "Le Grand Tour de Suisse". Augenblicklich verliebte ich mich in die 1600 km lange rote Linie durch die Schweiz, als ich die dazugehörige Karte aufschlug:

Wow, die Route würde mich einige Zeit beschäftigen!

Doch enttäuscht stellte ich fest, dass es sich nicht um einen Wanderweg, sondern um Routen für Auto-, Motorrad- und Fahrradfahrer handelt.
Auf wanderland.ch entdeckte ich zum Glück, dass die "ViaJura", "Fribourg en diagonale" und der "Alpenpanoramaweg" ähnlich verlaufen wie Le Grand Tour de Suisse. Ich muss mir die Teile nur zusammenstellen und zu einem Ganzen verbinden.
Die Route für den Sommer 2020 ist damit klar. Als Startpunkt habe ich Basel bestimmt, als Endpunkt den Creux-du-Van, den ich schon lange auf meiner Wunschliste habe.
Mal sehen in welchem Monat und Jahr ich da ankommen werde :-) . Wenn ich gesund und unfallfrei bleibe, wette ich, dass ich da ankommen werde. Früher oder später.


Finanzen und Wohnen: Grundsätzliches hinterfragen

Falls Du diesen Arbeits- und Lebensstil abenteuerlich findest, muss ich Dich warnen. Es ist mir noch etwas viel Verrückteres eingefallen:
Dank den zwei Vorträgen "Vanlife" und "Long Trail to Tibet" hinterfragte ich im letzten Jahr meinen Lebensstil tiefer als je zuvor. Insbesondere Stephan Meurisch's Entscheidung ohne Geld nach Tibet zu laufen, half mir in neue Richtungen zu denken.
Er erzählte, wie klar ihm war, dass er es sich die Reise nach Tibet erst spät, vielleicht aber auch nie würde leisten können. Also tat er das, was man normalerweise nicht tut: er lief einfach in München los. Und siehe da: er fand auf seinem Weg Möglichkeiten, um sich den Weg zu finanzieren (immerhin 4 Jahre!).
Also wagte auch ich es einige Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen.

Wofür brauche ich meine Wohnung, wenn ich so oft unterwegs bin?

Das habe ich mich im letzten Sommer mehrmals gefragt. Die Antwort lautet:

  1. um ein zu Hause und ein trockenes Plätzchen bei Kälte und Regen zu haben
  2. um einen Platz für meine Besitztümer zu haben
  3. um eine Adresse zu haben, so dass ich für meine Freunde und die Post zu finden bin.  
Bild Wärme etc.
Bild Wärme etc.

"Wäre es denn möglich die 1000 CHF Miete fürs Reisen einzusetzen und doch ein trockenes, warmes Plätzchen zu haben und mich nicht verloren zu fühlen?", fragte ich mich weiter.
"Weiss ich nicht", war die Antwort, "aber warum nicht ausprobieren? Andere laufen schliesslich auch ohne Geld nach Tibet oder leben und arbeiten seid 3 Jahren irgendwo auf der Welt im Bus."
Sorgfältig recherchierte ich und stellte fest: Für den Aufenthalt im Hostel zahle ich vielerorts nur 1/3 meiner aktuellen, monatlichen Miete. Vermutlich würde ich in Portugal, mit dem was ich bisher an Miete zahlte, die meisten Ausgaben INKLUSIVE Essen UND Reisekosten decken können.

Ein Bastelraum statt ein Zuhause

Kaum war die Entscheidung gefallen, das zumindest auszuprobieren, fand sich ein Bastelraum in Lyss, den ich für wenig Geld mieten kann, um meine Dinge "einzulagern". Schrank, Pult, Stühle und Bücherregale kann ich so aufstellen, dass ich jederzeit auf alles Zugriff habe. Dank Tageslicht, fliessendem Wasser, Strom und Heizung kann ich auch da arbeiten, wenn mir danach ist. Nur eine Toilette fehlt, aber fürs Übernachten ist der Raum auch nicht gedacht.
Ich werde Ende April also in Lyss einen Boxenstopp machen, um Kleider zu wechseln und die nächsten Arbeiten zu organisieren.  

Arbeiten? Projekte 2020

Natürlich gilt es weiterhin Geld zu verdienen. Geplant ist:


1. Blogserie "Ich und mein Essverhalten"

In den nächsten Wochen nehme ich Dich mit ins Thema "Ich und mein Essverhalten". Zuerst greife ich in einer 4-teiligen Blogserie auf, die Fragen auf, die meine Leserinnen im 2019 gestellt haben.
Aufgrund des Feedbacks, dass das einsame Arbeiten mit dem WorkBook manchmal nicht leicht ist, biete ich für kurze Zeit zudem Begleitung in der Arbeit mit dem WorkBook an.


2. Neues Konzept für weitere eBooks

Wie ich das geplante Buch zum Thema "Emotionaler Missbrauch" und die 7 anderen eBook-Ideen in meinem Kopf aufbauen will, wollte ich mir in Portugal überlegen. Doch - wie es beim Schreiben so ist - es lässt sich nichts erzwingen. Aber manches lässt sich auch nicht bremsen. Das Grundgerüst für ein eBook zum Thema Glück ist während den Weihnachtstagen quasi von selbst aus meiner Feder geflossen.
Nun rätsle ich in welcher Reihenfolge ich weiter arbeite. Ehrliche Antwort: ich habe keine Ahnung. In der Mandelblüte werde ich hoffentlich schlauer :-)


3. Filmprojekte

Auch da bleibe ich dran. Wenn ich im April wieder da bin, können Filmaufnahmen gemacht werden. Schneiden und fertigstellen ist auch von unterwegs kein Problem.


Das Leben ist zum leben da

Meine Pläne machen mich freudig aufgeregt und neugierig. Oft bin ich bester Laune und voller Elan. Ich erwarte einige Herausforderungen, aber richtig Angst macht mir bisher keine.
Angenommen ich finde heraus, dass mir Portugal nicht gefällt, mir die Leute im Hostel auf die Nerven gehen und das Zelten oder Le Grand Tour de Suisse nicht mein Ding ist, wäre auch das keine Katastrophe. Dann gilt es neue Entscheidungen zu treffen.
Falls ich alles abbreche, habe ich einige Kosten und Aufwände verursacht, die ich an anderen Stellen parallel dazu einspare. Allerdings erwarte ich dieses Szenario nicht; denn in den letzten 2 Jahren habe ich bereits wochenlang im Hostel gelebt und das Unterwegs-sein ausprobiert. Nur hatte ich da noch einen fixen Wohnort.
Kritisch wird es, wenn mich das Heimweh oder die Sehnsucht nach vertrauten Gesichtern nicht loslässt oder ich mit Erkältungen oder anderen Krisen kämpfe. Allerdings weiss ich, dass die Menschen, die mir wichtig sind, in diesen Momenten hinter mir stehen werden, mir wo nötig helfen und meine Entscheidungen akzeptieren, ob sie selbst sie gut finden oder nicht. Das ist der Rückhalt der mir hilft das Risiko einzugehen.

Wir werden sehen, was auf mich wartet und wie ich damit zurecht komme. Auch verschlungene Wege haben ihre interessanten Seite.      

 Man bedauert am Ende seines Lebens", so heisst es, "weniger das, was man gemacht hat, als das was man nicht gemacht hat". Davon gehe ich auch aus.

Ich würde es bedauern, diesem etwas verrückten Plan nicht nachzugehen, denn im besten Fall habe ich damit 1, 2 oder 3 ganz besondere Jahre vor mir, die mir einen Rucksack voller Erlebnisse und enorm viel Lebensqualität bescheren.

Hausmittel gegen Angst

Wenn ich wieder mal Angst vor meinem eignenen Mut bekomme, halte ich mir vor, dass im Leben nicht unbedingt die Dinge gefährlich sind, die wir für gefährlich halten. Kokosnüsse zum Beispiel:

was im Leben wirklich gefährlich ist
was im Leben wirklich gefährlich ist



Herzliche Grüsse

© 2019 besser-als-zuvor, Daniela Räber, 6356 Rigi-Kaltbad
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