Neue Sprache lernen - als Hobby

Um Lebensziele und -wünsche verwirklichen zu können, sind oft Sprachkenntnisse notwendig. Entweder, um ein berufliches Ziel zu erreichen, in einem anderen Land, einer anderen Sprachregion arbeiten zu können oder um sich beim Reisen - zum Beispiel in Portugal - verständigen und unterhalten zu können.

Doch Vielen macht es kein Spass eine Sprache zu lernen. Und: selbst Sprachbegabte werfen nach der anfänglichen Euphorie manchmal die Flinte ins Korn. Ihnen geht die Puste aus bevor sie in der neuen Sprache das gewünschte Niveau erreicht haben.

Gründe, warum das Sprachenlernen kein Spass macht

Das ist nicht verwunderlich, sieht man sich an wie Sprachkurse - auch online - aufgebaut sind.   

Wie zur Schulzeit muss man regelmässig zum Sprachkurs gehen oder am Computer/Handy den Kurs besuchen. Üben, üben, üben ist Devise. Dran bleiben, dran bleiben, dran bleiben.... Doch so ungern wir es zugeben: was am Ende eines Quartals herausschaut ist oft dürftig


Sprachenlernen als Stress

Zudem ist das ständige Lernen für ein ohnehin ausgefülltes Leben auf Dauer zuviel. Wenn man dann auch noch ein "Lernplateau" erreicht und sich über längere Zeit keine merklichen Fortschritte zeigen, fehlt die Energie um weiter zu lernen. Man geht einmal nicht in den italienisch Kurs oder ignoriert die Lernapp, dann ein zweites Mal .... und so fällt man unmerklich aus dem Lernprozess.

Fazit: Mit Druck macht Lernen kein Spass. 


Leicht Sprachen lernen - zum Beispiel Italienisch

Dabei könnte es ganz anders sein. Wenn wir uns weniger Druck aufbauen und das Fremdsprachen lernen wirklich als Hobby betreiben, dann machen wir stets Fortschritt und werden davon auch nicht müde. Wenn es keine lästige Pflicht ist, sondern verbunden mit unseren Interessen und uns Entspannung und Anregungen bringt, macht es sogar unser Leben schön.

Wir alle haben genügend Anstrengungen im Leben. Um so wichtiger ist es, dass das Sprache ein  Freizeit-Vergnügen (!) ist und uns emotional nährt erneut Leistung von uns zu fordern.

Ich selbst lerne zur Zeit die fünfte Sprache - italienisch. Unterdessen weiss ich, wie ich das Lernen so in meinen Alltag integrieren kann, dass es Spass macht. Ich kenne Inhalt und "Lehrmittel" mit denen ich mich gerne beschäftige und weiss, wie ich automatisch lernen kann, damit die Belastung gering bleibt

Seit Jahren halte ich mit Audios und Videos mein Französisch aktuell (Niveau B2) und mach ab und zu wieder einen Effort indem ich ein zweisprachiges Buch lese oder einen Sprachlernkurs höre. Englisch (Niveau A2/B1) brauche ich vor allem beim Reisen und geniesse es, dass ich jederzeit von der einen in die andere Sprache wechseln kann und mich stetig verbessere.

Was war der Knackpunkt um zu diesem Erfolg zu kommen? Ich habe mich davon verabschiedet, dass man das Lernen einer Sprache als Quälerei betreiben muss: zielgerichtet und nach Schulplan. 

Viel wichtiger sind folgende Regeln

Regel 1

Der Kontakt mit dem neuen Lernstoff muss Freude machen. Ich achte also darauf, dass mich die Inhalte ansprechen und meinen Interessengebieten entsprechen. Bei Nicht-Gefallen wechsle ich bald zu einem anderen Thema oder Lernmedium.


Regel 2

Das Lernen darf nicht zu stark belasten. Das gelingt, wenn man die Intensität des Lernens variiert. In einer Phase lernt man häufig und zielgerichtet, mehrmals in der Woche oder sogar täglich. Dann wechselt man den Modus, lässt das aktive Lernen ruhen, lernt passiv (siehe Birkenbihl-Methode) oder wendet die Sprache nur zur eigenen Unterhaltung in der Freizeit an (siehe unten). Ohne Ambitionen.


Regel 3

Das Lernen muss effektiv, also wirkungsvoll sein. 20 Wörter gehört und nach 5 Minuten alles vergessen - das bringt nur Frust. Und wenn Du nach zwei Wochen merkst, dass Du Dir nichts merken kannst, gibst Du auf.


Regel 4

Das erworbene Wissen, gilt es aktuell zu halten. Eine Freundin von mir sprach sehr gut französisch, ging nach Italien und - machte die Erfahrung, dass sie sich nicht mehr auf Französisch unterhalten konnte. Im Gehirn hatte ein Verdrängungskampf stattgefunden. Ich selbst habe meine ersten Dänischkenntnisse nach kurzer Zeit wieder verloren, weil ich mich nicht zum Lernen aufraffen konnte. Dabei hätte es genügt nur zum Vergnügen dran zu bleiben.

Wie kann man also unterhaltsam eine Sprache erlernen?


1. Freude am Lernen mit Geschichten, Hörspiele, Musik und TV

Also, wie gesagt: Regel Nr. 1: es muss Spass machen. Deshalb schlage ich vor, dass Du Dich in einer grösseren Bibliothek einschreibst (in der die Öffnungszeiten zu Deinen Arbeitszeiten passen!) und Dich in der Ecke zum Thema "Sprachen" mal umschaust. Es gibt so viele verschiedene Medien, die viel interessanter als Lehrbücher sind. 

Im Grunde ist gegen ein klassisches Sprachlernbuch nichts einzuwenden. Gerade die von Hueber sind oft sehr gut aufgebaut und illustriert. Aber wer will sich schon jeden Abend hinter ein Lehrbuch setzen und lernen? 

Wenn Du also Filme, Hörspiele und Geschichten nutzt, denke aber daran, dass Du nur den Kontakt mit der Sprache pflegen sollst. Nicht pauken. Nicht alles nachschlagen, was Du nicht verstehst. Das machst Du nur, wenn Du wieder mal einen Lernsprint machen willst (siehe unten) und mit der Birkenbihl-Methode Dich auf das passive lernen vorbereiten willst (ebenfalls unten)


Sprache lernen mit Comics

Zum Beispiel bin ich auf ein Comic-Lernbuch gestossen. Zuerst wollte ich damit aktiv lernen, aber da ich schon genug mit meinem Hörkurs (siehe unten) beschäftigt war, habe ich die Geschichte einfach gelesen und mich daran erfreut.

Auch Kinderbücher in Fremdsprachen finden sich in der Bibliothek. Oft sogar wird der Text auf CD vorgelesen.

Lernen mit Musik

Um mein Italienisch zu üben habe ich zu einigen meiner Lieblingslieder von Eros Ramazotti und Laura Pausini den Originaltext und die Übersetzung gesucht (z.B. Piu bella cosa) und beides in zwei Spalten abgefüllt, gespeichert und immer gehört und wiedermitgesungen. 

Manche Liedtexte erarbeite ich gemäss der Birkenbihlmethode. Andere nicht. Es ist ja immer noch Freizeit.

Dank der Übersetzung habe ich vieles verstehen gelernt. Satzteile wie "Più bella cosa non c′è" und "La storia infinita con te" fallen mir mitten beim Abwasch ein, ohne auch nur eine Minute gepaukt zu haben.

Das macht definitiv Freude und erleichtert das Lernen auch, weil mit der Musik nicht nur das Hirn, sondern auch das Herz angesprochen ist. Das neu gelernte, wird also an zwei Orten gespeichert .:-)


Fremdsprache lernen mit TV - gewusst wie!

Selbst wer nach einem hektischen oder überfordernden Arbeitstag nach Hause kommt, schafft es noch sich aufs Sofa zu setzen und berieseln zu lassen. Schaltet man (als absoluter Anfänger) beim Film die fremdsprachigen Untertitel ein, scheint das zwar nicht viel zu bringen, aber das täuscht. Vieles nimmt unser Hirn nebenbei auf und lernt so zumindest passiv. So kann man selbst zwar noch keine Sätze bilden, aber versteht nach und nach mehr.

Wer schon einiges Kenntnisse hat, kann sich eine fremdsprachige Sendung aussuchen, die eher einfach ist und die deutschen Untertitel dazu einblenden. So wird das Hörverständnis trainiert, die Satzmelodie und "wie es klingen muss". 

Übrigens: keiner kann einem vom Arbeitsalltag erledigten Erwachsenen verbieten das Kinderprogramm zu gucken - falls das interessant ist :-) .

Im Schweizer Fernsehen findet man eine Menge Sendungen, die zu jeder beliebigen Zeit angeschaut werden können - alles völlig kostenlos:

Mit diesen vielen Angeboten findet mit Sicherheit jeder Inhalte, die ihn wirklich interessieren! 


Erholsames Lernen - so geht's

Heute Abend bevor ich wieder Energie hatte um etwas anderes zu tun, habe ich auf dem französischen Sender, die im Bildausschnitt  angezeigte Sendung über den Igel (Hérisson) geguckt. Danach eine englische Sendung zum Thema Kreislauf-wirtschaft.

 Danach war ich nicht nur wieder munter sondern auch inspiriert, obwohl ich gerade mein Hörverständnis und meinen Wortschatz in zwei Sprachen trainiert hatte. Viel besser als Pauken, aber auch viel befriedigender als "normales Fernsehen".

Es ist übrigens von Vorteil sich für eine Serie zu entscheiden. Denn jeder Autor hat einen bestimmten Wortschatz. Bleibt man ihm - oder eben der Serie - eine Weile treu, erlernt man dessen Sprechgewohnheiten und Ausdrücke.


2. Die Belastung variieren: Lernsprints einlegen

Regel 2 besagt, dass man die Belastung variieren muss. 

Nicht jeder kann einen nach einem langen Arbeitstag noch für einen Marathon trainieren. Aber einen (mehr oder weniger langen) Sprint einzulgen, das geht für jeden.

Ein kleiner Effort besondern anfangs ist ideal. So nutzt man die Anfangsmotivation. Lernt eine begrenzte Zeit (zB. 2 Wochen) intensiv, dann kann man sich damit vertrösten, dass es nur für kurze Zeit ist und - rasch eine Menge lernen.

Am Besten kommt man voran, wenn man dank der Methode von Birkenbihl weiss, wie man gehirngerecht lernt (siehe unten) und wie man das Erworbene "konserviert". 

Ebenso effektiv ist der Ansatz von Udo Gollub, der vorschlägt ca. 1300 Wörter rasch zu lernen, damit man bald schon die Substantive (Tisch, Auto, Küche..) und Verben versteht (gehen, sein, haben...). Wem das bereits zuviel ist, kann mit einem Mini-Programm starten.


Lernsprint I: Die ersten Wörter und Sätze lernen

Ein kleiner Lernsprint zum Start wäre es mit dem folgenden Video, die ersten 100 Wörter zu lernen. Ein paar mal hören und schon macht man Fortschritte

Etwas grösser ist die Anforderung bei Sprachenlernen24. Die Idee von Udo Gollub ist wirklich clever: Er schlägt vor, dass man zu Beginn ca. 1300 Wörter lernt mit dem Karteikartensystem, allerdings digital. 

Das Wort wird zuerst gezeigt, man überlegt, ob man es (bereits) versteht. Setzt an der entsprechenden Stelle das Kreuz und schon wird das Wort im digitalen System "abgelegt". Hat man es nicht gewusst, kommt es in Kürze wieder. Hat man es gewusst, wiederholt es sich im folgenden Rhythmus:

Lernkartei zum Fremdsprachen lernen
Lernkartei zum Fremdsprachen lernen

Keine Grammatik, kein Satzbau nix. 

Die Grundidee ist: wer schon einmal eine bestimmte Anzahl von Wörtern gelernt hat, kann bald einkreisen, worum es in einem Gespräch oder Film geht.

Wer voll lossprinten will, lernt diese ca. 1300-1500 Wörter indem er sich jeden Tag 17 Minuten Zeit nimmt -  dieses Mass schlägt der Gründer von Sprachenlernen24 vor. Für mich war das meist eine zu hohe Hürde. Ich legte beim Start jeweils nur fest, dass ich mindestens 3 Minuten lerne.

 Am Ende der 3 Minuten wurde ich gefragt, ob ich verlängern will. Das habe ich ganz oft getan, aber längst nicht immer. Irgendwann hatte ich die 1500 Wörter durch - ich schätze ich brauchte dafür knapp 8 Wochen - allerdings ohne Verbissenheit...

Da man mit bei Sprachenlernen 24 die Wörter hört und die Dinge als Foto sieht, lernt man die Wörter nicht nur lesen. Das Lernen ist so recht leicht und es geht erstaunlich flott voran 

Ein mögliches erstes Ziel: Infos verstehen können
Ein mögliches erstes Ziel: Infos verstehen können

Vor einigen Jahren habe ich mir auf diese Weise die Basic für Dänisch in kürzester Zeit einprägen können. Das hat gut funktioniert. Zwar konnte ich dadurch noch nicht sprechen, aber Informationen lesen und beginnen zu verstehen über welches Thema andere sprechen. 



Lernsprint II: Mit einem Hörkurs die Basics lernen

Als ich mein Italienisch vertiefen wollte, stiess ich im öffentlichen Bücherschrank auf einen Hörkurs. Sowas kannte ich schon: da wurde das französische Wort gesagt, dann die deutsche Übersetzung nachgeliefert. Dieses Vorgehen war hoffnungslos ineffizient. Fast nichts konnte ich mir merken, obwohl ich bereits gute Kenntnisse hatte.

Dieser italienische Hörkurs versprach anders zu sein. Da er mich nichts kostete, nahm ich ihn mit und war positiv überrascht. 

  • Die 4 CD's sind sehr unterhaltsam und didaktisch gut aufgebaut: Zuerst werden die neuen Wörter vorgestellt. 
  • Es folgen kurze Dialoge, in denen diese Wörter vorkommen. 
  • Danach werden die Sätze vorgesprochen und man soll die Sätze nachsprechen. 
  • Danach wird der deutsche Text vorgesprochen und man soll versuchen dasselbe in Italienisch zu sagen. Nach einer kurzen Pause, folgt die Lösung. 

Damit habe ich wirklich sehr schnell gute Fortschritte gemacht. Wobei ich mich solange auf 1 CD konzentrierte, bis ich sattelfest war. Mal arbeitet ich die CD ganz durch (Sprint), dann wieder hörte ich nur einzelne Passagen. Zwischendurch liess ich sie fürs automatische Lernen, wie es Birkenbihl empfiehlt (siehe unten), im Hintergrund laufen.

Auch solche Kurse findet man in jeder grösseren Bibliothek. Man kann sie, wenn es in der Bibliothek ein Onlineangebot gibt, sogar via Computer ausleihen und hören.


Lernsprint III: Mit Shortstorys lernen

Bookbox.com bietet auf Youtube diverse kurze Videos in verschiedenen Sprachen an. Sie dauern oft nur 1,5-5 Minuten, sie sind reichlich illustriert und englisch untertitelt. 

Wer mit einer kurzen Geschichte die ersten Wörter lernen will, wird daran seine Freude haben. Wichtig ist: sich erstmal keinen Kopf zu machen wegen der Grammatik. 

Du hast ja Deine Muttersprache auch ohne Grammatik gelernt. Das geht nicht nur bei Kleinkindern :-)

Als Kind hörst Du dieselben Sätze immer wieder, bekommst Feedback und wirst in der Aussprache korrigiert. Und es wurde zusammenhängend gesprochen, so dass das Hirn die Worte mit einer Situation und Gefühlen verknüpfen konnte.

Du kannst also ganz in die Geschichte eintauchen und einfach mal folgen. Hör und schau Dir die Geschichte immer wieder mal an. Bald fällt Dir auf, dass Du einzelne Worte oder Passagen schon ohne Untertitel verstehst.

Als Beispiel die Geschichte mit : "der grösste Schatz"

Kombiniert mit der Birkenbihl-Methode kann das ein guter und lockerer Einstieg in die neue Sprache sein.


3. Wissen, was im Sprachunterricht effektiv ist

Die Regel 3 besagt, dass das Lernen effektiv sein soll. Das heisst, Du sollst Fortschritte bemerken und sie mit Leichtigkeit erreichen.

Methode von Birkenbihl ist vielen bekannt - und das zu recht. Was diese intelligente Frau über das Lernen von Sprachen entdeckt hat, ist Gold wert. Leicht zu lesen ist ihr Buch nicht. Muss man auch nicht zwingend. Über die Methode wird jede Menge geschrieben. Zum Beispiel hier

Hier in kurz die wichtigsten Einsichten:

Die Birkenbihl-Methode besteht aus 3 Lernschritten:

  1. Dekodieren (ein anderes Wort für verstehen"
  2. Hören aktiv
  3. Hören passiv

Was bedeuten die einzelnen Schritte?


Das ist "dekodieren" nach Birkenbihl

Im normalen Sprachunterricht lernen wir zu übersetzen. Wort für Wort, Satz für Satz. Bei Birkenbihl ereforscht man die Sprache, indem man zu verstehen lernt, "wie sie funktioniert".
Hat man also einen italienischn Text vor sich, lernt man nicht einfach was das heisst, sondern man übersetzt in "falsches Deutsch". Also nicht wie hier, wo der Text sinngemäss übersetzt wird:

Buongiorno. Senta, vorrei andare a Napoli

Guten Tagen. Ich möchte nach Neapel fahren

Beim Dekodieren, wird der Text ganz genau übersetzt

Also:

Buongiorno.        Senta,               vorrei           andare      a      Napoli  
Guten Tag.           Hören-Sie,       möchte       gehen       zu    Neapel


Dadurch erkennt man wie die italienische Sprache funktioniert. Beim wortwörtlichen Übersetzen fällt auch dem Leser ohne Italienisch-Kenntnisse, dass der Italiener offenbar 

  • den Satz mit einem "Vorgeplänkel" beginnt: "Senta"
  • weder "ich" noch "Sie" sagt. Und doch scheint klar zu sein, dass er von sich spricht und die andere Person sietzt
  • das Wort "nach" mit "a" übersetzt. Ein Wort, das auch mit "bis" übersetzt werden könnte (a dopo, bis später)

In dieser Weise setzt man sich mit einem Text auseinander. Statt Wörter und Grammatik zu lernen. Das ist der erste Schritt

Das aktive Hören

Diese Erkenntnisse werden nicht etwa auswendig gelernt. Nein, nun hört man sich den gesprochenen italienischen Text an und liest gleichzeitig den dekodierten (!) Text, also den im "falschen Deutsch":

  • Ich höre also: Buongiorno. Senta, vorrei andare a Napoli
  • Ich lese gleichzeitig: Guten Tag. Hören-Sie, möchte gehen zu Neapel

Dieser Kauderwelsch-Deutsch ist zwar falsch, aber ungemein wichtig. Das Hirn versteht das Kauderwelsch ja problemlos. Gleichzeitig wird im (unterschwellig) gezeigt, wie ein Italiener spricht. Es lernt: zuerst sagt der Italiener "Hören-Sie - Senta". Und er sagt "möchte gehen zu Neapel". "Aha, denkt das Hirn. Das verstehe ich- er will nach Neapel gehen.

Ohne, dass es ihm direkt gesagt wird, versteht das Gehirn das Prinzip. Es kennt ja die deutsche Sprache. Durch das Dekodieren baut es auf dieser vertrauten Basis auf und lernt, wie die Sprache Italienisch funktioniert. Das bedeutet: das Hirn versteht das Prinzip. 

Den dekodierten Text hört und liest man so lange aktiv, bis man den gesprochenen Text ohne Dekodierung versteht. 

Stehe dann ein Sprachschüler aus der normalen Sprachschule am Ticketschalter, fragt er sich: wie sage ich, dass ich nach Napoli fahren möchte? Und so beginnt schon das Unglück, denn in Deutsch beginnen wir mit "Ich...Ich möchte ein Ticket" und der Sprachanfänger stottert "io" ... und kommt nicht weiter.
Der Birkenbihl-Lehrling sieht sich am Bilettschalter wieder und sagt "möchte... möchte gehen nach...", weil er unbewusst gelernt hat, dass man so seinen Wunsch mitteilt. So wie wir automatisch Wissen, wie die Dinge in unserer Muttersprache richtig heissen, so geht das auch beim Dekodieren.


Passiv hören

Nun gilt es, das was man bewusst gelernt hat immer wieder als "Hintergrundkulisse" zu hören, während man etwas anderes tut - bügeln, putzen, kochen, schrauben... So lernt das Gehirn automatisch weiter. Es versteht ja, was da im Hintergrund läuft ohne bewusst zuzuhören und zu übersetzen. 

Anwender der Birkenbihl-Methode sind immer wieder überrascht, dass ihnen in einer Alltagssituation spontan ganze Sätze einfallen. Sie müssen sich nicht überlegen "wie sagt man das?" Sie wissen es einfach.


Erkenntnisse von Birkenbihl

Zusammengefasst bedeutet das: wir müssen uns Zeit nehmen, um uns in die Sprache zu vertiefen indem wir Texte dekodieren, denn... 

  • so lernen wir unbewusst die Regeln der Sprache ohne die Grammatik zu kennen. Genau wie ein 6jähriger italienischer Junge können wir nicht erklären, warum man etwas so sagt, aber wir wissen genau, wie man es richtig sagt.
  • man lernt die Formulierungen im Zusammenhang mit einer Alltagsituation (zB am Bahnschalter) und muss die Vokabeln und die Grammatik nicht pauken. 
  • hat man diese 3 Schritte geübt und sich so in die Sprache eingefuxt, lernt man erst das Sprechen. - Also genau genommen... meistens kommte es über einen, dass man spontan wie ein Kind einen 2-4 Wörter-Satz sagt. Und das ganz spontan, als wäre man eine 3jähriges italienisches Mädchen oder ein italienischer Junge. Letzhin habe ich mich beim Abwaschen dabei ertappt, dass ich ganz nebenbei meiner schweizerdeutsch sprechenden Chefin antwortet "va bene". Einfach so. Wieso habe ich nicht gesagt "alles klar" oder "in Ordnung"? Kein Ahnung. Aber die italiensiche Antwort "war einfach da".

Egal, wie man das Sprachenlernen anpackt. Das Dekodieren und das Dekodieren, und aktiv und passiv hören sollte eine Form des "Lernsprints" sein, um gute Fortschritte zu machen und zu vermeiden, dass man pauken muss. 


4. Spielerisch die Sprachkenntnisse halten und vertiefen

Regel 4 besagt, dass es wichtig ist, das Gelernt aktuell zu halten. Das geht einerseits gut mit passivem Hören, aber auch mit folgenden Medien.


...mit Sprachmagazinen von Spotlight

Im Spotlight-Verlag gibt es zweisprachige Illustrierte, mit denen das Sprachen lernen unterhaltsam sein kann. Man blättert gemütlich durch die bunte Zeitschrift und findet Artikel zu aktuellen und kulturellen Themen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Auch Rätsel, Aufgaben, Tests und Hörtexte gehören dazu. 

Wer sich nicht den überhöhten Anspruch stellt, alles lesen zu müssen, kann mit dem Durchblättern und Lesen einzelner Artikel mit grossem Vergnügen seinen Wortschatz erweitern und gleichzeitig Interessantes kennenlernen.

 Ich habe zum Beispiel gestern im  italienische Sprachmagazin "Adesso" einen Text darüber gefunden, woher Italien sein Gas bezieht - sehr aktuell im Zusammenhang mit Russland . Eingestuft ist der Text  als "leicht", also ca. A2. Als echte Anfängerin (A1)  habe ich noch längst nicht jedes Wort verstanden, aber die Zusammenhänge schon.

Allerdings, diese Sprachmagazine kosten! Meistens findet man sie aber ebenfalls in der Bibliothek. Das blättern in einer Zeitschrift finde ich ohnehin gemütlicher.

Zur Auswahl steht das Sprachmagazin in italienisch, französisch, spanisch, englisch, business englisch und deutsch. 


...mit Musik

Wie oben bereits gezeigt, ist es sehr hilfreich Musik in der Fremdsprache zu hören. Einziges Kriterium ist: die Sprache muss verständlich sein und Übersetzungen müssen vorliegen. Das Hören allein genügt als Nebenbeschäftigung. Aber die Inhalte verarbeiten kann unser Hirn nur, wenn es auf Bekanntes aufbauen kann, also weiss, worum es geht - also: ab und zu mal dekodieren...

...mit zweisprachigen Bücher

Von Kurzgeschichten über Krimis bis zu Selbsthilfebücher gibt es eine Masse von Büchern, die in zwei Sprachen geschrieben sind. Diese sind ideal, wenn man dem Lesevergnügen in der neuen Sprache frönen möchte ohne mühsam die Wörter und Redewendungen, die man nicht versteht, nachschlagen zu müssen.

Die Texte sind unterschiedlich dargestellt. Hier zum Beispiel gibt es  Sherlok Holmes-Geschichten, Satz für Satz untereinander. 

Vorschlag: wer keine Vorkenntnisse hat liest die Geschichte auf deutsch und guckt bei Interesse mal rüber in die andere Sprache. Wer Vorkenntnisse hat und genug Energie, liest die Geschichte in der Zielfremdsprache und schaut sich, wo immer nötig, die Übersetzung an.


... mit demselben Buch in zwei Sprachen

Viele Bücher gibt es in mehreren Sprachen. Ich mag Roald Dahls Geschichten sehr. Um Französisch zu trainieren habe ich viele davon in beiden Sprachen gelesen und manchmal auch per Hörbuch gehört

Matilda von Roald Dahl, als Audio, Französisch und deutsches bzw. französisches Buch
Matilda von Roald Dahl, als Audio, Französisch und deutsches bzw. französisches Buch
James und der Riesenpfirsich. Französisch gehört, deutsch gelesen
James und der Riesenpfirsich. Französisch gehört, deutsch gelesen

Wie oben bereits gesagt, gewöhnt man sich an den Wortschatz eines Autors, so dass es immer leichter wird den Text zu verstehen. 


...mit vorgelesene Texten

Auf YouTube finden sich auch Geschichten, die vorgelesen werden, wobei man den Text mitlesen kann. Zum Beispiel hier: https://youtu.be/4pmK2DHhQ6g.
Wenn ich die Geschichte so einmal mitgelesen habe, versuche ich sie später ohne Text zu verstehen, wenn ich zum Beispiel abwasche oder stricke oder aufräume (siehe automatisches Lernen nach Birkenbihl).

Siehe da: Das Buch "Matilda" wird auf YouTube von einer Bibliothekarin in italienisch vorgelesen

...mit Filmen und YouTube-Videos

Filme schauen ist entspannend. Mit Untertiteln selbst in der neuen Fremdsprache, wie wir oben gesehen haben. 

In der viersprachigen Schweiz ist es kein Problem fremdsprachige Filme zu finden. Viel Filme gibt es in deutsch, italienisch und französisch und/oder romanisch/englisch. Auch Netflix und YouTube und sogar die gute alte DVD's hat Untertitel zu bieten.

...am Anfang

Zwar versteht man anfangs noch kaum etwas vom Gesprochenen, aber man trainiert so doch das Gehör und nimmt unbewusst den Klang, das Tempo und die Betonung auf.

...fortgeschrittener

Wer Fortgeschrittener ist, braucht vielleicht bald keine deutschen Untertitel mehr. Ich schaue  regelmässig französische Sendungen. Die Untertitel helfen mir oft bei schwierigen Stellen und ermöglichen mir mal eben ein Wort zu notieren, um es später nachzuschlagen. Folgen kann ich dem Inhalt trotzdem. 

Seit einiger Zeit schalte ich die Untertitel immer öfter aus, damit ich mich mehr darauf konzentrieren muss das Gehörte zu verstehen. Klappt noch nicht immer. Aber dank Replay kann man ja auch zurückspulen und nochmal hinhören.


Italienische Alltagssprache lernen - Caillou

Die Filme über den kleinen Jungen "Caillou" sind wunderbar geeignet fürs Sprachenlernen (mehr Hintergründe hier). Sie sind zwar kindlich und im Comic-Stil, aber die Aussprache ist recht klar, zumindest die der Erwachsenen. Die Wortwahl ist einfach und es geht stets um Alltägliches: Haushalt, essen, schlafen, baden, Zoo besuchen etc. 

Ganz automatisch lernt man, wie man sich in der italienischen Sprache begrüsst, verabschiedet, Fragen stellt und ... protestiert.

Die Filme gibt es in vielen Sprachen. Man kann sich also erst die deutsche Variante suchen um zu wissen, worum es geht und dann die in der Fremdsprache. So wie ich es hier mit der Caillou-Geschichte zum Thema "Muttertag" gemacht habe:

italienisch Muttertag https://www.youtube.com/watch?v=pgxqDLa76Ug

englisch lernen: https://www.youtube.com/watch?v=w-1jbErXll0

deutsch lernen: https://youtu.be/t_Olkgu3x9s

französisch lernen: https://www.youtube.com/watch?v=wviJD-QOpMY


Nun hoffe ich, dass dieser Artikel Dich inspiriert hat, eine neue Sprache zu lernen und es ganz anders anzupacken. Ich wünsche Dir viel Erfolg, vorallem aber viele unterhaltsame Stunden!


© 2019 besser-als-zuvor, Daniela Räber, 6356 Rigi-Kaltbad
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