Ausgebüxt...! Wegen Coronavirus.

15.03.2020

"Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen", soll John Lenon gesagt haben. Das trifft in der aktuelle Situation wohl für uns alle zu. Auch für mich Reisende.

Der Küstenweg war als Rückweg geplant...

Schon drei Wochen liegt die erlebnisreichen Anreise von Genf über Perigieux, San Sebastian bis nach Porto zurück.
Am 4. Tag in Porto war meine gesamte Planung bereits Makulatur: Porto ist wunderschön (Impressionen folgen), doch vom Stadtrummel hatte ich bald genug und ich wollte Ruhe zum Arbeiten und Nachdenken und die Natur geniessen. Deshalb begann ich bereits von hier aus dem Küstenwanderweg in täglichen Etappen entlang zu spazieren. Der Plan, diese Route auf dem Rückweg Ende März zu laufen, war hinfällig.

Küstenweg von Porto Richtung Nordgrenze / Jakobsweg
Küstenweg von Porto Richtung Nordgrenze / Jakobsweg

Verspäteter Ausflug ins Dourotal

Die erste Woche in Porto regnete es fast immer. Das feuchtnasse Klima machte mir vor allem nachts zu schaffen. Es ist zwar deutlich wärmer als in der Schweiz (12-16 Grad), aber die Portugiesen kennen keine Heizung und ich zog mir einen kräftigen Husten zu.

Als für die zweite Woche besseres Wetter angesagt war, freute ich mich endlich den Ausflug in die Mandelblüte im Dourotal machen zu können.
Es wurde richtig warm, reichte direkt für einen Mini-Sonnenbrand auf der rechten Gesichtshälfte. Die Mandelblüte allerdings war fast vorbei (mehr zum Ausflug ins Dourotal...)

Impression von der Wanderung im Dourotal
Impression von der Wanderung im Dourotal

Das Coronavirus erfordert eine Neuplanung

Als ich nach zwei Nächten im Dourotal nach Porto zurückkehrte, wurde mir durch die Nachrichten klar, dass die Verbreitung des Coronavirus in Porto eine ähnliche Entwicklung durchmacht wie in der Schweiz. Allerdings mit zwei Wochen Verspätung .
Es war absehbar, dass man auch hier bald zu Hause bleiben sollte, um die sozialen Kontakte zu reduzieren. Die Schulen hatte Portugal bereits geschlossen.

Sicher war: dass der dauernde Gästewechsel im Hostel, das gemeinschaftliche Bad und die gemeinsame Küche denkbar ungeeignet sein würden für diese schwierige Phase . 

Fraglich war auch, wie lange ich noch in die Schweiz zurückkommen kann und ob das überhaupt sinnvoll ist. Eine rasche, aber wohlüberlegte Entscheidung war nötig. 

Einen ganzen Tag verfolgte ich die Berichte aus der Schweiz, aus Porto und den Nachbarländern Spanien und Frankreich aufmerksam und suchte Lösungsmöglich-keiten. Spät abends meldet ich mich an der Rezeption zum Checkout für den nächsten Morgen.

Ab in den Süden!

Eine siebenstündige Zugfahrt brachte mich vorgestern in den Süden von Portugal. Es waren viele Leute unterwegs. Aber viele gaben sich Mühe Abstand zueinander zu halten. Regelmässig nahm jemand sein Desinfektionsmittel hervor und reinigte seine Hände, Tischplatte oder den Computer. 

Eigentlich wollte ich mir den Süden von Portugal Ende Jahr ansehen, wenn es in der Schweiz kalt wird. Aber die Kälte des Nordens wollte ich jetzt nicht länger ertragen. Zudem gibt es hier in der Algarve erst wenig Coronafälle und ich fand - neben höheren Temperaturen und mehr Sonnenschein- ein eigenes Zimmer für mich mit Küche, Bad und Balkon zu einem guten Preis.

Im Supermarkt um die Ecke habe ich für eine Woche eingekauft. Wenn es dunkel ist erkunde ich die Gegend, insbesondere den Hafen und besondere Gebäude (von aussen), damit ich nicht den Koller bekomme.

Um 22 Uhr treffe ich mich seit vorgestern mit meinen unbekannten Nachbarn auf dem Balkon, um das Spitalpersonal zu beklatschen, das zur Zeit europaweit alles gibt.

Mein aktueller Ausblick
Mein aktueller Ausblick

Warum reise ich nicht in die Schweiz zurück?

Die Rückreise durch die beiden Krisenherde Spanien und Frankreich, wollte ich nicht riskieren. Weder im Bus, noch im Zug, noch im Flugzeug.
Es hätte sich zudem die Frage gestellt, wohin ich in der kränkelnden Schweiz für 6 Wochen gehe. Für die geplante Rundwanderung mit Zelt "Le Grand Tour de Suisse" wäre es noch viel zu kalt.
Und - der wichtigste Punkt: mit der Entscheidung hier zu bleiben und weitere Reisen zu vermeiden, fühle ich mich gut aufgehoben und sicher. Ich freue mich sogar über den "Zwang" mich in die Arbeit stürzen zu müssen (den was anderes soll ich hier tun?).

Mein neuer Lebensstil gefällt mir. Seit ich meine Wohnung aufgegeben habe, ist die Welt für mich zu "meiner Wohnung" geworden. Die Reiseroute Portugal, Spanien, Frankreich ist seit gestern "ein versperrter Gang" innerhalb dieser Wohnung. Das "Zimmer Schweiz" wird hoffentlich in 6 Wochen wieder eine Option und ich hoffe, dass ich bis dahin hier bleiben kann.

Hebet eu Sorg! Freut euch über jede Tag an dem ihr und eure Liebsten gesund seid und geniesst das Leben trotz und mit Quarantäne. 




Bildquelle:
Bild mit Reisetasche und Stuhl von Pixabay
Kartenmaterial von Google map
Alle anderen Bilder sind Eigenproduktion :-)

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