Der Trans Swiss Trail stellt mein Leben auf den Kopf

29.12.2019

Rückblick 2019 

das alte Jahr geht zu Ende. Im Kopf bin ich schon im 2020, weil viel Neues auf mich zukommt. Dafür sind einige Ereignisse im 2019 verantwortlich:   


21. Juni 2019

"Macht es Dir etwas aus für eine Nacht im Zelt zu schlafen?" wurde ich vom Hostelbetreiber Nicola zweifelnd gefragt. Dass diese Frage bis Ende Jahr mein Leben auf den Kopf stellen würde, hätte ich nicht vermutet.

Als ich 5 Minuten zuvor in dem kleinen Haus in Aix-en-Provence an die Theke getreten war und meine Reservation für zwei Wochen vorwies, hatte Nicola mich überrascht angesehen. "Oh, mit Ihnen haben wir nicht gerechnet," sagte er.

Nicht ein Bett war frei. Auf seinen Listen sah er den Fehler sofort, verschwand damit aus dem Haus und liess mich an der Bar mit Blick auf die Küche warten.




Nur wenige Wochen zuvor hatte ich einen Survivalkurs abgeschlosssen, mit einer Gruppe eine regnerische Nacht im Wald verbracht und als Helferin auf dem Mittelaltercamp im Zelt übernachtet. Das "Draussen-ist-es-am-schönsten-Syndrom" hatte mich bereits gepackt. Ich hatte mich gefragt, ob es mir gefallen würde einen Sommer auf einem Campingplatz zu verbringen. Hier war die Möglichkeit es herauszufinden!

So bezog ich mit Spannung mein Nachtlager im grossen Garten zwischen Bäumen und Lavendelbeet (das vorderste Zelt war meines). 

Nach der ersten Nacht im Zelt, bat ich da bleiben zu dürfen und gab meine Zimmerreservation auf. 



Meiner Freundin erzählte ich:
"Ich habe mich am Morgen so gut gefühlt. Es war herrlich den Zeltreissverschluss zu öffnen und schon im Garten zu stehen.
Ich genoss es am Gasherd unter freiem Himmel mein Frühstück zuzubereiten.
Meistens fühle mich morgens recht gut, aber in diesem Camping-Garten fühlte ich mich jeden Morgen so frisch und heiter, wie ich es nicht kenne."

"Ja, das ist klar, sagte sie".
"Wie - das ist klar!", dachte ich etwas ungehalten.
"Was machen wir alle in unseren Wohnungen, wenn klar ist, dass es uns draussen so viel besser geht?"



22. September

"Ah, Sie spazieren!" sagte mir der Inder am Frühstückstisch im Hostel in Engelberg. Ich hatte ihm erzählt, dass ich neben dem Arbeiten den Trans Swiss Trail laufe. Verwundert schaute ich von meiner Kaffeetasse auf und dachte ein paar Sekunden nach.
Bis hierher war ich ca. 280 km gewandert.
Gemütlich. Ohne Eile.
In kurzen Etappen (ca. 12 km/Tag), die mir Zeit liessen für freiwillige und unfreiwillige Umwege ("verlaufen" heisst das im Fachjargon ;-) )
Zeit fürs Durchatmen, Spüren, Fotografieren, Arbeiten und vor allem: für's Zeit haben.
280 km. Kann man das "spazieren" nennen?

Langsam nickte ich dem sehr gut deutsch sprechenden Inder aus Konstanz zu und sagte zögerlich: "Jaaaaah, ich spaziere."

Dabei stieg ein breites Lächeln in mir hoch.
Ein 280km-breites-Lächeln. :-)
Weil es so schön war, zu bestätigen, dass es nicht um Leistung geht. Es ist "nur" spazieren.

Trans Swiss Trail: von Porrentruy nach Mendrisio
Trans Swiss Trail: von Porrentruy nach Mendrisio


11. Oktober 2019

Im Mai war ich mit der Hoffnung gestartet bis Ende Herbst über den Gotthard zu kommen. Dank dem guten Wetter im Oktober klappte es tatsächlich. Dieses Ziel erreicht zu haben erfüllte mich mit Zufriedenheit und ich unterstrich den besonderen Anlass, indem ich vor dem Abstieg nach Airolo eine Nacht im Hotel auf dem mystischen Gotthard blieb.

soeben auf dem Gotthard angekommen
soeben auf dem Gotthard angekommen

So viele wunderschöne Natureindrücke habe ich vom Trans Swiss Trail mitgenommen!

  • Im Jura überfielen mich mehrmals Glücksgefühle. Die Stille und die Schönheit der Natur waren berauschend.
  • An der Sense hätte ich den ganzen Sommer mit wandern, schwimmen und arbeiten verbringen können. Ein schöner Platz folgte dem anderen und
  • auch der brütend heisse Nachmittag am bzw. im Sarnersee, war ein sinnliches Erlebnis, das mir viel gab.

Zwar hatte ich sowohl in Aix-en-Provence als auch auf dem Trans Swiss Trail viel Arbeit mit Filme schneiden und einem grösseren Schulungskonzept, aber mich hielt nichts in meinem Büro.

Als es im November und Dezember kühl wurde, lief ich eine neue Route: den ViaGottardo von Basel nach Luzern.
Es gab nur eine Sache, die mich je länger je mehr störte:

  • Die Reisekosten wurden höher, je länger die Distanzen zu meinem Wohnort wurden und ich zahlte Miete für eine Wohnung in der ich den ganzen Sommer und Herbst nur selten war.
  • 1000 CHF Miete für eine Wohnung die mehr als 50% leer steht...
  • Und alles frisst (Standby-)Strom: der laufende Kühlschrank und Tiefkühler, die Spülmaschine, die gemeinsam genutzte Infrastruktur wie Licht im Gang...

Im Oktober kam ich zum Schluss: das ist finanziell und ökologisch blödsinnig.



November 2019

 Im Juli hatten sich bereits erste Gewitterwolken abgezeichnet .
Wenige Tage bevor ich auf dem Gotthard ankam, war es an allen Ecken in meinem Leben stürmisch:

  • Mit dem Auftrag für das Schulungskonzept versuchte sich die typischen Projektphänomene von früher wieder in meinem Leben anzusiedeln: Hektik, Zeitdruck, immer neue Ansprüche an das Endprodukt, immer neue Ideen bei gleichzeitigem Kostendruck.
    Die Grenzen waren erreicht als gefordert wurde, dass ich einen zusätzlichen halben Schulungstag leisten ohne Vergütung. Seit Juli waren Zahlungen offen und ich konnte trotz mehrmaliger Erinnerung keinen Zahlungsvorschlag erhalten. Da war mir klar, dass es so nicht weiter geht.
  • Im Frauenverein in dem ich seit 3 Jahren als Brockileiterin und seit März 2019 als Präsidentin wirkte, entstand ein Sturm im Wasserglas. Ein typisches Phänomen, wenn eine Gruppe sich finden muss. Doch die Wogen gingen viel höher, als ich es in anderen Gruppen erlebt hatte. Mir wurde klar, das es viel Arbeit sein würde, zu einer konstruktiven Gruppendynamik zu finden.

Es war Zeit für eine Neuerung.
Seit ich denken kann, arbeite ich ehrenamtlich und bin grosszügig, was Zahlungen und Stundenabrechnungen betrifft.
Das ehrenamtliche Engagement braucht Zeit. Bisher schien mir das sinnvoll.
Jetzt entschied ich:

  • ich werde mir eine Phase gönnen (undefiniert lange) in der ich mich - mit Ausnahme vom Repair-Cafe in Bern - nur um mich, mein Leben und meine Firma kümmere. Keine Gratisarbeit oder Arbeit auf Kredit. Ich investiere die Zeit in meine Selbstständigkeit.
  • Da ich von den Kunden, die ein Schulungskonzept brauchten, über Wochen keine  schriftlichen Zahlungsvereinbarung erhielt, entschied ich mich im Dezember für den "ungeordneten Brexit" während Johnson in London noch für seinen Brexit kämpfte.
  • Das Mandat als Präsidentin gab ich innert weniger Wochen ab und ab Februar wird eine neue Leiterin die Aufgaben im Brocki übernehmen.

2020 wird das Jahr für mein Leben und meine Firma.
Mehr dazu erzähle ich Dir im "Ausblick ins 2020" nachdem wir alle das neue Jahr begrüsst haben.


Für das neue Jahr schicke ich Dir diese Wunderkerze.

Ich persönlich erwarte einige Wunder. Zudem erwarte ich, dass ich mich im neuen Jahr öfters mal wundern werde :-)
Und Du kannst vielleicht auch ein Wunder, etwas mehr Wundern oder etwas mehr "Gwunder" brauchen?

Von Herzen wünsche ich Dir einen guten Rutsch ins neue Jahr und schlage vor:

  1. Plane für das neue Jahr viel Schönes ein.
  2. Träume nicht zu brav und 
  3. verabschiede Dich, vielleicht noch im alten Jahr, von dem was in Deinem Leben Energie frisst, statt Energie zu geben. 

Dann ist schon viel getan für ein tolles 2020!
Herzliche Grüsse

© 2019 besser-als-zuvor, Daniela Räber, 6356 Rigi-Kaltbad
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